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Die Kraft der Saiten
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Normalerweise finden sich auf heutigen Gitarren, die im Rock-Bereich eingesetzt werden, .008er oder .009er
Saiten, d.h. Saitensätze bei denen die hohe E-Saite einen Durchmesser von 0,008 bzw. 0,009 Inch aufweisen.
Diese relativ dünnen Saiten ermöglichen ein recht bequemes Spielen und insbesondere einfaches "Ziehen"
("Bending") der Saiten. Blues und Jazzmusiker bevorzugen härteres Material - hier werden im allgemeinen
.010 bis .012 Saiten eingesetzt.
Ein .009er Saitensatz auf einer Gitarre mit einer Mensur von 648mm, z.B. Strat oder Tele, hat - auf E
gestimmt - eine Zugkraft von ca. 39 kg. Ein .010er Saitensatz liefert bereits eine
Zugkraft von ca. 47 kg, also etwa 20% mehr.
Bei Gitarren mit einer kürzeren Mensur, z.B. eine Gibson Les Paul oder SG (Mensur 628 mm) sind es
jeweils einige Prozent weniger.
Diese Zugkraft wirkt sich auf den Hals des Instruments aus: er wird nach vorne gezogen und verformt sich
"Bananen-artig". Dabei ist eine leichte Krümmung des Halses in Richtung der Saiten durchaus wünschenswert,
da hierdurch der Abstand der Saiten zu den Bünden erhöht wird und diese beim Spielen weniger gegen die
Bünde schlagen.
Wird allerdings der Hals zu sehr verformt, wird der Abstand der Saiten zu den Bünden zu gross und die
Gitarre entsprechend schwer bespielbar.
Um diesem Effekt entgegen zu wirken, verfügen heutige E-Guitarren über einen Stahlstab im Hals, das
sogenannte Truss-Rod. Die Länge des Truss-Rods, und somit die Kraft, die dem Saitenzug eintgegen wirkt
ist über eine Schraube einstellbar. Diese befindet sich entweder an der Verbindung zwischen Korpus und
Hals, oder in der Kopfplatte unter einer meist glockenförmigen Abdeckplatte (auch Bell genannt).
Hier ist die Imbus-Schraube des Truss-Rods recht gut zu erkennen.
Bei Wechsel der Saitenstärke oder auch nur des Saiten-Herstellers sowie beim Umstimmen des Instruments
(z.B. auf tiefere Tonlagen) verändert sich also die Zugkraft der Saiten und das Truss-Rod muss neu
justiert werden.
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Einstellung des Truss-Rods
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Wie gesagt verändert sich die Zugkraft der Saiten beim Umstieg auf einen andere Saitensatz oder beim
Umstimmen des Instruments. Hier ist nun davon auszugehen, dass die Halskrümmung nicht
mehr stimmt: Ist die Zugkraft geringer, wird sich der Hals "nach hinten" neigen, d.h. die Saiten
liegen zu nah über den Bünden. Hat sich die Zugkraft verstärkt wird der Hals zur Banane, die Saiten
schweben kilometerhoch über den Bünden, das Instrument wird schwer spielbar.
Zur Überprüfung der Halskrümmung nutzen wir eine beliebige Saite quasi als Lineal indem wir sie
gleichzeitig am ersten und am sechzehnten Bund herunterdrücken. Bei korrekt eingestellter Halskrümmung
sollte zwischen dem achten Bund und der Saiten nun ein Abstand von - je nach Saitenstärke, Griffbrettradius
und Mensur - 0,25mm bis 0,3mm vorliegen.
Hilfreich ist ein Kapodaster im ersten Bund. So hat man eine Hand frei.
Liegt die Saite am achten Bund auf, ist der Hals genau gerade und die Einstellschraube des Halsstabes
(Truss Rod) muss etwas gelöst werden werden (d.h. mit einem entsprechenden Imbus-Schlüssel gegen den
Uhrzeigersinn gedreht werden).
Schwebt die Saiten zu hoch über dem achten Bund, muss die Einstellschraube des Truss Rods entsprechend
angezogen werden (d.h. im Uhrzeigersinn).
Dieser Vorgang wird wiederholt bis der oben beschrieben Test den empfohlenen Saitenabstand ergibt.
Im Regelfall muss nun weiterhin die Intonation sowie ggfs. die
Ruhelage des Vibratos neu justiert werden.
Bei der eigentlichen Justierung des Truss-Rods sollte man sehr umsichtig umgehen. Folgende Regeln sollten
immer beachtet werden:
- Niemals mehr als eine Achtel-Umdrehung pro Messung,
- zwischen Einstellung und Messung sollten immer mehrere Stunden liegen (besser noch eine Nacht),
da das Anziehen oder Lösen des Truss-Rods erst mit einiger Verzögerung auf das Holz des Halses wirkt,
- zwischen Messungen das Instrument immer nachstimmen und
- nie mit viel Kraft vorgehen!
Im Zweifel sollte man zum Fachmann gehen. Eine abgerissene oder überdrehte Truss-Rod-Schraube lässt sich
nicht ohne größeren Aufwand ersetzen!
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